
Vaginismus verstehen
Wenn Sexualität schmerzhaft ist
Sexualität kann Freude, Nähe und Intimität in einer Beziehung bringen – und dennoch kann sie bei manchen Menschen auch Angst auslösen. Die Angst vor Schmerzen, davor, den Partner zu enttäuschen, oder gar die Sorge, keine Familie gründen zu können, kann tief verunsichern. Bei Vaginismus entsteht diese Angst nicht nur durch körperliche Schmerzen, sondern auch durch…
Was ist Vaginismus?
Vaginismus zeigt sich, wenn dein Körper sich beim Gedanken an Penetration unwillkürlich anspannt – sei es bei einem Penis, einem Finger oder einem Toy. Dein Körper blockiert, obwohl du eigentlich Nähe und Intimität genießen möchtest. Das kann frustrierend, verletzend und sehr verunsichernd sein.
Aber es ist wichtig zu wissen: Vaginismus ist kein Zeichen von Schwäche. Dein Körper reagiert auf Angst, Anspannung oder auch darauf, dass du noch nicht bereit bist, dich selbst und deine Intimregion wirklich kennengelernt zu haben.
Manchmal entsteht Vaginismus nicht nur durch Schmerzen oder traumatische Erfahrungen, sondern auch durch fehlende Erfahrung mit dem eigenen Körper. Vielleicht hast du noch nie bewusst Kontakt zu deinem Genital aufgebaut, noch nicht gespürt, was sich gut anfühlt, oder den eigenen Körper als „sicher“ erlebt. Dein Körper braucht dann Zeit, Geduld und Achtsamkeit, um Vertrauen zu entwickeln.
Vaginismus vs. Dyspareunie
- Vaginismus: Eindringen ist kaum oder gar nicht möglich – egal ob Finger, Toy oder Penis.
- Dyspareunie: Eindringen ist möglich, tut aber weh und kann Angst, Frustration und Vermeidung auslösen.
Beide Formen können die Lust, den Kontakt zum eigenen Körper oder zur Partner:in belasten. Sie können in Beziehungen oder bei der Selbstbefriedigung auftreten, schon immer bestehen oder sich erst im Laufe des Lebens entwickeln – selbst wenn zuvor schon schöne sexuelle Erfahrungen gemacht wurden.
Woher kommt es?
Ein zentraler Faktor ist oft ein überspannter Beckenboden. Wenn die Muskulatur nicht ausreichend durchblutet ist, kann die Vagina nicht genügend befeuchtet werden – ohne Feuchtigkeit entstehen Schmerzen. Die Herausforderung besteht darin, den Beckenboden zu entspannen, die natürliche Durchblutung wiederherzustellen und den Beckenbereich als Teil des eigenen Körperbildes wahrzunehmen.
Hierbei helfen Beckenbewegungen, Atemübungen und das bewusste Wahrnehmen der eigenen Emotionen. Das kann anfangs schwerfallen – und genau deshalb ist es sinnvoll, sich Unterstützung zu holen, um den Prozess nicht alleine zu tragen.
Therapeutische Wege und ihre Vorteile
- Beckenbodenphysiotherapie: Hilft, die Muskulatur zu entspannen, die eigene Wahrnehmung zu stärken und Blockaden körperlich zu lösen.
- Sexualtherapie: Unterstützt emotional, hilft Ängste und Scham zu verarbeiten, fördert Kommunikation und ein achtsames Zusammensein mit dem Partner.
- Sexological Bodywork: Bietet einen sicheren, achtsamen Rahmen, um den eigenen Körper neu zu entdecken, ohne Leistungsdruck oder Erwartungen von aussen. Bei Fragen und Interesse dazu, kannst du dich bei Stephanie Dreier aus dem Gesundwerk melden.
Die Kombination aus körperlicher Arbeit, emotionaler Unterstützung und professioneller Begleitung ermöglicht es, Schritt für Schritt Vertrauen in den eigenen Körper und die eigene Sexualität zurückzugewinnen.
Fazit
Vaginismus und Dyspareunie sind keine Schwäche – sie entstehen durch komplexe Wechselwirkungen von Körper, Psyche und Erfahrungen. Mit Geduld, Verständnis und gezielter Unterstützung ist ein erfülltes Intimleben möglich. Den ersten Schritt zu gehen – über das Problem zu sprechen oder Hilfe zu suchen – ist ein Akt der Stärke. Dein Körper und deine Sexualität verdienen Aufmerksamkeit, Geduld und Mitgefühl.
Wenn dich dieser Beitrag berührt hat und du selbst Erfahrungen mit Vaginismus machst, bist du in meinem Workshop herzlich willkommen. Dort kannst du in einem geschützten Rahmen lernen, deinem Körper wieder Vertrauen zu schenken und schmerzfreie Intimität zu erleben.
Dominique Tanner, 4. 11. 2025